Illustrierte Kürzestgeschichten
Inspiriert durch gefundene Einkaufszettel –
wöchentlich erzählt von März 2019 bis Juli 2020.
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Das schwarze Isolierband
Bitte bring’ schwarzes Isolierband mit, hat er heut’ morgen gesagt.
Sie muss dafür sorgen, dass Arne viel Leber isst, sagt sie sich,
als sie den Einkaufszettel schreibt und die Abendessen für die Zeit nach
Donnerstag plant. Freitag: Leber mit Zwiebeln, Sonnabend weißer Fisch
mit Spinat, … Vielleicht kann Arnes
Körper damit das fehlende Blut ersetzen.
Schwarzes
Isolierband für Arne!?
Cathleen hatte ihre Ausbildung zur Friseurin im „Pompadour
Exclusiv Salon“ in Jena gemacht. Mit ihren drei Freundinnen Pascal, Chantal
und Jaqueline, alle drei Friseurinnen wie sie, war sie viel herumgekommen – Thailand,
Mallorca, Antalya – ehe sie 2016 während eines Wochenendes in Berlin im
Electric Club „Suicid Circus“ auf der Warschauer Straße in Friedrichshain Arne
kennenlernte. Arne stammt aus Sömmerda.
Cathleen hatte schon viele Bekanntschaften mit jungen Männern
gehabt, aber der explosive Arne war in ihr Leben eingeschlagen wie eine Bombe –
genau so hatte sie es später Pascal, Chantal und Jaqueline erzählt.
Arne, so alt wie sie selbst, ein großer Mann mit
echt-roten Haaren, rosa Wimpern, ein bisschen langsam, aber witzig und treu,
war ein toller Typ. Als Kfz-Mechatroniker für Motorradtechnik bei BMW Group
Berlin verdiente er auch echt gut.
Sie hatte sich sofort in ihn verliebt.
Seit Herbst 2018 leben sie zusammen in der kleinen Wohnung
in Schöneberg, Kolonnenstraße.
Wozu braucht Arne das schwarze Isolierband?
Da sie sowieso noch zur Apotheke muss, kann sie es in der
„Fahrradschmiede“ neben an besorgen.
Später hört sie Arne sagen:
„Morgen klebe ich endlich das störende Pfeifen an deinem Fön ab.“
„Ach so“, flüstert Cathleen bei sich.
klick!
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