Mittwoch, 17. November 2021

 Illustrierte Kürzestgeschichten

Inspiriert durch gefundene Einkaufszettel –

wöchentlich erzählt von März 2019 bis Juli 2020.

 

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Das schwarze Isolierband

 Arne spendet viel zu oft Blut. Das liegt nicht nur an seiner Blutspende-App vom Roten Kreuz, die ihn immer wieder an den nächsten Termin erinnert. Auf sein fantastisches Gefühl, durch die Blutspenderei Leben zu retten, will er einfach nicht verzichten, sagt er jedes Mal.

Bitte bring’ schwarzes Isolierband mit, hat er heut’ morgen gesagt.

Sie muss dafür sorgen, dass Arne viel Leber isst, sagt sie sich, als sie den Einkaufszettel schreibt und die Abendessen für die Zeit nach Donnerstag plant. Freitag: Leber mit Zwiebeln, Sonnabend weißer Fisch mit Spinat, … Vielleicht kann Arnes Körper damit das fehlende Blut ersetzen.

Schwarzes Isolierband für Arne!?

Cathleen hatte ihre Ausbildung zur Friseurin im „Pompadour Exclusiv Salon“ in Jena gemacht. Mit ihren drei Freundinnen Pascal, Chantal und Jaqueline, alle drei Friseurinnen wie sie, war sie viel herumgekommen – Thailand, Mallorca, Antalya – ehe sie 2016 während eines Wochenendes in Berlin im Electric Club „Suicid Circus“ auf der Warschauer Straße in Friedrichshain Arne kennenlernte. Arne stammt aus Sömmerda.

Cathleen hatte schon viele Bekanntschaften mit jungen Männern gehabt, aber der explosive Arne war in ihr Leben eingeschlagen wie eine Bombe – genau so hatte sie es später Pascal, Chantal und Jaqueline erzählt.

Arne, so alt wie sie selbst, ein großer Mann mit echt-roten Haaren, rosa Wimpern, ein bisschen langsam, aber witzig und treu, war ein toller Typ. Als Kfz-Mechatroniker für Motorradtechnik bei BMW Group Berlin verdiente er auch echt gut.

Sie hatte sich sofort in ihn verliebt.

Seit Herbst 2018 leben sie zusammen in der kleinen Wohnung in Schöneberg, Kolonnenstraße.

Wozu braucht Arne das schwarze Isolierband?

Da sie sowieso noch zur Apotheke muss, kann sie es in der „Fahrradschmiede“ neben an besorgen.

Später hört sie Arne sagen: „Morgen klebe ich endlich das störende Pfeifen an deinem Fön ab.“

„Ach so“, flüstert Cathleen bei sich.

 

 

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