Illustrierte Kürzestgeschichten
Inspiriert durch gefundene Einkaufszettel –
wöchentlich erzählt von März 2019 bis Juli 2020.
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Warten auf Maria und
Moritz
Dr. rer. nat. und med. Stefan E., (42) der als
Experte für Molekulare
Neurobiologie
und wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Dr. Victor T. am Institut für Zell-
und Neurobiologie der Charité vor drei Jahren nur einen befristeten
Arbeitsvertrag erhalten hatte, war Ende Dezember 2019 aus seinem Arbeitsvertrag
entlassen worden – ein sehr ungünstiger Moment. Stefan war nämlich im Begriff,
eine Familie zu gründen.
Stefan E.’s Freundin, die aus Innsbruck stammende
Zellbiologin Dr. Maria B. (36), die Stefan bei seiner letzten abenteuerlichen
Wanderung in den Alpen – vor fünf Jahren hatte er den Entschluss gefasst, als
Ausgleich zu seiner überbordenden Laborarbeit alljährlich einmal wandernd die
Alpen zu entdecken – in der Mensa der medizinischen Uni Innsbruck kennengelernt
und in den folgenden Monaten aufgrund des von Telefonat zu Telefonat, von Facetime-
zu Facetimegespräch immer intensiver werdenden Kennenlernens zu lieben begonnen
hatte, war ihm schließlich nach Berlin gefolgt.
Stefan und Maria wurden ein Paar.
Nachdem Stefan Maria seinem Chef, Prof. Victor T.,
vorgestellt, und dieser Maria sympathisch und äußerst kompetent gefunden hatte,
erhielt auch Maria einen befristeten Arbeitvertrag am Institut für Zell- und
Neurobiologie der Charité. Maria und Stefan waren nicht nur ein Paar geworden,
sondern sie arbeiteten auch gemeinsam, und zwar an den zellularen Vorgängen in
den Nervenbündeln beim Abruf von
Gedächtnisinhalten aus dem Langzeitgedächtnis – ein Arbeitsfeld, das beide sehr
spannend fanden.
Maria, die mit Stefan in dessen kleiner Zweizimmerwohnung
in Prenzlauer Berg wohnte, war Ende Dezember 2019, also zur Zeit von Stefans
Entlassung im achten Monat schwanger und im Mutterschutz.
Da sie aber nicht in Berlin entbinden wollte –
die Wohnung in Prenzlauer Berg erschien ihr für das neue Leben mit einem Baby
völlig ungeeignet, sie und Stefan auch trotz intensiven Suchens keine größere
und schönere Wohnung gefunden hatten, flog Maria nach Innsbruck zu ihren
Eltern, um das Kind dort zur Welt zu bringen.
Zur Geburt seines Sohnes Moritz Ende Januar
2020 war Stefan in Innsbruck, musste aber Maria und Moritz sehr bald wieder
verlassen, weil er sich auf eine Mitarbeiterstelle am Institut für
Veterinär-Physiologie der FU Berlin beworben und einen Vorstellungstermin bei
Institutsleiterin Prof. Dr. Saleha Ferhad hatte. – Kurz dazu: Stefan erhielt
die Stelle.
In Erwartung von Maria mit dem Baby hatte Stefan
die kleine Altbauwohnung in Prenzlauer Berg mit Scheuersand und Zitronensäure sehr gründlich gereinigt, Flur, Küche und
Badezimmer neu tapeziert – und überhaupt alles liebvoll hergerichtet.
Aber der für Ende März gebuchte Rückflug von
Maria mit dem Baby nach Berlin war in Folge der Corona-Krise gecancelt worden.
Allein in Berlin unternahm Stefan nun kleine
Wanderungen im faden, flachen Brandenburg.
klick!
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