Illustrierte Kürzestgeschichten
Inspiriert durch gefundene Einkaufszettel –
wöchentlich erzählt von März 2019 bis Juli 2020.
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Annikas Altbauwohnung
Da rief er wieder aus dem Wohnzimmer. Sie erinnerte sich,
dass er wegen des Besuchs seiner Kollegen am Donnerstag etwas besorgt haben
wollte. Seit fast einem Jahr sprach sie kaum noch mit ihm. Wie hatte sich das
entwickelt?
Das wollte sie jetzt nicht denken. Was sie permanent
denken musste: Dass sie ihn nicht mehr liebte!
Da rief er schon wieder. Widerspenstig und langsam ging
sie zu ihm ins Wohnzimmer. Er saß in seinem Sessel. Und natürlich lief der
Fernseher – wie immer viel zu laut, irgendwas mit Tieren in Afrika.
Es roch nach ihm. Ja, sie musste ihn verlassen, egal, was
die Familie dachte. Wenn sie ihn vergiftete, hätte sie sein Geld und könnte in
der Wohnung bleiben. Aber sie wollte seinetwegen nicht in den Knast. – Sein
Einkaufszettel lag auf dem Wohnzimmertisch.
„Berliner Pils, soviel Du in den
Einkaufswagen kriegst. Eine Flasche Apfel, Pommes Royal, eine Flasche Birne,
Williams. Und drei herbe Schoppenweine,
einmal Gotteshilfe,
ein Rosé
und ein weißer Spätburgunder, so um acht Euro.“
Ohne etwas zu sagen, nahm Jutta seinen Einkaufszettel,
ging in den Flur, nahm den Einkaufswagen und zog los.
Am Donnerstag also wieder die zwei oder drei von der BSR,
die, mit denen er zuletzt auf dem Recyclinghof zusammen gearbeitet hatte. Gott
sei Dank, dass das aufgehört hatte. Was hatte er nicht alles von dort
angeschleppt! Besonders die Uraltradios, die er reparieren wollte. Und von ihr
verlangt, dass sie sein Zimmer, seine Werkstatt, putzte!
Vor der BSR hatte Walter als Elektriker in einem guten
kleinen Radiogeschäft in Steglitz gearbeitet. Das Geschäft gab es schon lange
nicht mehr. Damals hatte sie ihn noch geliebt.
Auf dem Heimweg traf sie Annika, ihre beste Schulfreundin.
Annika lebte nach dem Tod ihres Mannes allein in einer großen Altbauwohnung.
Plötzlich hatte Jutta eine Idee, und sie lud Annika zu
einem Stück Kuchen drüben beim Italiener ein.
klick!
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