Dienstag, 17. Juni 2014


9   Titel: Ernst-Thälmann-Denkmal an der Greifswalderstraße, 28.5.1990, (42 x 56 cm). Dieses Ding hat ein sowjetischer Künstler namens Lew Jefimowitsch Kerbel erst 1986 geschaffen.

Rückseitennotiz: Als ich hier zeichnete, hat mir kaum jemand über die Schulter gesehen – aber viele Leute haben mich das Denkmal zeichnen sehen. Ich hab mich immer gefragt, welchen Grund mein Zeichnen für sie haben könnte. Einmal kam eine kleine dünne alte Frau und sagte: „Wenn’s wegkommt, haben wir wenigstens ein Erinnerungsbild“. Ob sie glaube, dass es abgebaut und abtransportiert werde, hab ich sie gefragt. Da ist sie ohne ein weiters Wort ganz schnell weggegangen. Sonst waren nur ein paar Kinder da, die auf der zum Denkmal gehörenden Fläche Rad fuhren.
Abends erfahre ich vom Kollegen Prof. Diethart Kerbs, dass hier noch bis vor 5 Jahren eine Gasanstalt stand, ein industrielles Denkmal ohnegleichen – und dass es dieser absoluten Scheußlichkeit zur 750-Jahr-Feier 1987 Berlins weichen musste. (So entdecke ich auf meine Weise Berlin.) Und warum hab ich’s nun gezeichnet? Das hohle Denkmal? Ich glaube, weil mir das Pathos so exotisch, so fremd, so komisch, so beängstugend erschien.

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