Sonntag, 19. Juli 2009



18b / 13.09.2008 / Warten auf Godot

Freund Hubert Schelle sandte mir mit dem Hinweis, daß Katzen doch nicht auf Godot warten könnten, ein Gedicht vom "großen Robert", also von Robert Gernhardt, das ich hier ausnahmsweise einmal einblende, weil ich's so gut finde und weil ich Umberto danke.

Robert Gernhardt

Welt, Raum und Zeit

In den Köpfen der betagten Katzen
spiegelt sich die Welt in starken Bildern:
Mäusetürme ragen steil ins Blaue,
Nierentische stehn in ihren Hallen
Leberhaken ragen aus den Wänden
all das wartet nur auf ihre Tatzen
in den Köpfen der betagten Katzen.

In den hochbetagten Katzenköpfen
gliedert sich der Raum in klare Zonen
Fauladelphia, Ratzibor und Essen
sind die einz'gen Städte, die sie kennen,
doch Paris liegt für sie an der Sahne,
und die malt sich breit, nicht auszuschöpfen
in den hochbetagten Katzenköpfen.

In den Köpfen der betagten Katzen
fächert sich die Zeit in reine Takte:
heißt der erste Tag der Woche Mordtag
fällt der Sommeranfang in den Jauli
schreiben wir schon bald das Jahr Zweimausend
und die Stunden fliehn dahin wie Spatzen
in den Köpfen der betagten Katzen.





18 / 13.09.2008 / Warten auf Godot

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